Die 7Rs als Leitfaden für nachhaltigen Modekonsum


Ressourcen schonen, Menschen schützen, fair kleiden.
Jedes Jahr werden über 100 Milliarden Kleidungsstücke neu hergestellt. Ganz richtig: 100 Milliarden! Abgesehen von dem hohen Ressourcen-Verbrauch, den ein Kleidungsstück in der Herstellung benötigt, landet es aufgrund der super günstigen Fast Fashion schnell auf dem Müll. Je nach Material liegt es dort dann an die 100 Jahre (z.b. Polyester oder Spandex) oder gibt das 4-fache seines Gewichts an CO2-Emissionen in die Atmosphäre ab (Naturfasern wie Baumwolle).
Doch wir als Konsument:Innen können etwas dagegen tun. Nämlich mithilfe der 7Rs, die über die 3Rs Reduce, Reuse und Recycle weit hinausgehen und von der Non-Profit-Organisation Fashion Takes Action entwickelt wurden.
1. Reduce
Unseren Konsum neuer Kleidung zu reduzieren ist das wichtigste „R“ und steht in der Priorisierung an 1. Stelle. Denn vergleichen wir unseren Kleiderkonsum mit dem vor rund 20 Jahren, kaufen wir heute 60% mehr Kleidung als damals – behalten sie aber nur halb so lang. Im Durchschnitt wird ein Kleidungsstück nach 7-maliger Nutzung aussortiert. Außerdem tragen wir den größten Teil unserer Kleidung fast gar nicht, denn 20% unseres persönlichen Inventars tragen wir zu 80% der Zeit, somit bleiben 80% im Kleiderschrank und werden nur hin und wieder rausgeholt oder landen in der Versenkung.
So kannst Du Deinen Fashion Konsum reduzieren:
- Mache eine Kleiderschrank-Inventur bevor Du Dir etwas Neues kaufen möchtest. Prüfe, ob Du ausrangierte Stücke durch ein kleines Umstyling oder eine Änderung wieder tragbar machen kannst.
- Wähle praktische und klassische Kleidungsstücke in neutralen Tönen, die Du gerne trägst. Dazu kannst Du das ein oder andere Trendstück kombinieren.
- Vermeide Impulskäufe, mit denen Du negative Emotionen überdecken möchtest. Stelle Dir die Frage, ob Du das Kleidungsstück tatsächlich brauchst. Wenn ja, kannst Du es eventuell 2. Hand kaufen?
- Wähle Qualität über Quantität – statt 5 Fast Fashion Artikel zu shoppen, suche Dir ein fair produziertes Bekleidungsstück in hochwertiger Qualität, ein höherer Kaufpreis stärkt automatisch Dein Sorgfaltsgefühl für das Kleidungsstück.
- Stelle Dir beim Kauf von Kleidung die Frage: Werde ich dieses Kleidungsstück 30x tragen?
- Probiere das „Capsule Wardrobe“-Konzept – eine kleine Anzahl an Kleidungsstücken, die sich vielseitig miteinander kombinieren lassen und zu verschiedenen Anlässen getragen werden können.
- Reduziere auch Deine Wäsche. Wasche nur, wenn unbedingt nötig. So kannst Du Material und Ressourcen schonen. Greife öfter zum Wäscheständer als zum Trockner.
Marie Kondo ist eine bekannte Persönlichkeit, wenn es ums Ausmisten und Ordnung halten geht. Wenn Du also zusätzliche Unterstützung benötigst, findest Du in ihren Ratgebern bestimmt weitere Möglichkeiten, die für Dich gut passen.
2. Reuse
Die Lebensdauer eines Kleidungsstücks zu verlängern – darum geht es beim zweitwichtigsten „R“. Second Hand Läden gibt es schon lange, aber aufgrund der günstigen Fast Fashion Mode wird Kleidung heute oft einfach im Müll entsorgt. 60% der Mode landet schon 1 Jahr nach dem Kauf auf dem Müll. Die Mülldeponien werden von Bekleidungsstücken regelrecht überflutet. Umso wichtiger ist es, Kleidung in den entsprechenden Containern für Bekleidung oder im Second Hand Store abzugeben und nicht im Hausmüll zu entsorgen. Wurde früher primär aus Kostengründen Secondhand gekauft, nimmt der Gefallen am Second Hand Markt immer mehr zu. Das Bewusstsein der Menschen, die Umwelt durch Second Hand Käufe zu schonen, hat sich in den letzten Jahren positiv verändert. Es wird erwartet, dass der Secondhand Markt die Fast Fashion Industrie bis 2028 überholt hat. Selbst einige Retailer bieten Dir Secondhand Mode, wie zum Beispiel die Kooperation von carou und C&A. Achte aber gerade beim Online-Shopping darauf, dass Du die richtige Größe wählst und der Artikel zu Dir passt. Damit vermeidest Du Retouren.
So kannst Du helfen, die Lebensdauer von Kleidung zu verlängern:
- Kaufe Deine Kleidung in Second Hand Shops oder Vintage Stores
- Veranstalte oder besuche Tausch-Partys für Kleidung&Co im Freundeskreis oder in der Gemeinde
- Spende/Verschenke Deine gebrauchte Kleidung für einen guten Zweck oder im Freundeskreis
- Verändere Deine eigenen Kleidungsstücke so, dass Du sie wieder tragen möchtest
- Trage Deine Kleidung öfter und steige nicht in Trends ein, die fordern, Kleidungsstücke nur 1x zu tragen
Kleidung zu reparieren, auszuleihen oder durch andere Verwendungsmöglichkeiten wieder zu nutzen, sind weitere Optionen, wie Du Deine Kleidungsstücke häufiger verwenden kannst. Diese wurden früher auch zu „Reuse“ gezählt, sind bei den 7R aber als separate Rs geführt.
3. Recycle
Spricht man von 3R, ist „recycle“ der 3. Part. Fast all Deine Kleidungsstücke können recycelt werden. Um die 95% der Textilien, die auf den Mülldeponien landen, hätten anderweitig verwertet werden können. Schon früher wurde Kleidung zum Beispiel als isolierende Masse oder als „underpadding“ wiederverwertet. Gut erhaltene Kleidung kann entweder Second Hand verkauft werden und aus stark verschmutzten oder beschädigten Kleidungsstücken kann ein neues Produkt, wie beispielsweise ein Putzlappen, hergestellt werden. Dass aus Kleidung ein neues Kleidungsstück entsteht, ist eher neu, aber auch dieser Markt wächst. Einige Bekleidungsläden haben sogenannte „Take Back“ Programme, das heißt, Du bringst Deine alten Textilien dorthin und diese werden recycelt.
So kannst Du Recycling-Maßnahmen unterstützen:
Wirf (beschädigte) Kleidung, Textilien oder Schuhe nicht in den Hausmüll, sondern gib sie in die Bekleidungscontainer, z.b. von TEXAID


Das kommt nach den 3Rs
4. Repair
War es früher ganz normal, dass Kleidung und Schuhe repariert wurden, wissen viele heute gar nicht mehr, wie man ein kleines Loch flickt, einen Knopf annäht oder dass man manche defekten Schuhe auch zum Schuster bringen könnte. Außerdem ist durch die Fast Fashion Industrie die Wertschätzung für ein Produkt stark gesunken. So landet ein günstiger Artikel schneller auf dem Müll, als dass überhaupt ein Gedanke ans Reparieren verschwendet wird. Wir hängen emotional nicht mehr an unserer Kleidung. Investieren wir jedoch mehr Geld in qualitativ hochwertige und fair produzierte Kleidung, steigt auch unsere Wertschätzung dafür und sie wird bei Mängeln eher repariert. Gleiches gilt, wenn Du ein Shirt oder Kleid mal selbst genäht hast und die Arbeit hinter dem Produkt siehst. Die Reparatur ist günstiger als ein Neukauf, selbst wenn Du einen Schneider vor Ort damit beauftragst. Mittlerweile bieten einige Marken zudem einen Reparaturservice an.
So kannst Du Deine Kleidung reparieren und vor Schäden bewahren:
- Schau Dir auf YouTube an, wie Du kleinere Reparaturen selbst durchführen kannst und besorge Dir ein kleines Näh-Kit
- Bessere kleine Löcher direkt aus und nähe Knöpfe an, bevor sie abfallen
- Behandle Flecken sofort
- Wasche Deine Kleidung nur bei Bedarf, um Schäden an der Kleidung vorzubeugen
- Schütze Deine Kleidung vor Motten (z.b. Kleidersack, Mottenfänger)
- Hänge Deine Kleidung nach dem Gebrauch wieder auf und gehe achtsam mit ihr um
Bei einer Reparatur investierst Du vielleicht 20 Minuten Deiner Zeit, verlängerst damit aber den Lebenszyklus des Kleidungsstücks um 1-2 Jahre und reduzierst den CO2-Fußabdruck um 24%.


5. Resale
Möchtest Du Deine Kleidung nicht spenden oder verschenken, weil sie viel Geld gekostet hat oder Du ein geringes Budget hast, kannst Du sie auf den vorhandenen Online-Plattformen oder beim nächsten Flohmarkt verkaufen. Letzterer eignet sich vor allem, wenn Du viele Niedrigpreis-Artikel hast und nicht jedes Kleidungsstück fotografieren und hochladen möchtest.
Reduce, Reuse, Recycle, Repair und Resale – Das sind die 5R für umweltbewussten Modekonsum. Mit Repurpose und Rent geht aber noch mehr.
6. Repurpose
Repurpose kennen wir eher als „upcycling“ - also aus Altem Neues schaffen. Wenn Du Kleidungsstücke besitzt, die in die hinterste Ecke Deines Kleiderschranks aufgrund kleiner Mängel oder falscher Größe verstoßen wurden, kannst Du diese mit ein paar Veränderungen wieder nutzbar machen.
So kannst Du Deine Kleidung und Textilien upcyceln:
- Nähe Kleidung in falscher Größe passend oder lasse sie beim Schneider vor Ort abändern
- Gestalte aus löchrigen Shirts Makramee-Pflanzenhänger
- Färbe Deine Textilien oder Kleidungsstücke neu ein
- Peppe Deine Kleidung mit Patches, Pailletten, Knöpfen etc. auf
- Nutze kaputte Kissenhüllen oder Shirts als Putzlappen
- Mache aus Stoffresten Wattepads, ein Stirnband oder Tote-Bags in verschiedenen Größen


Dein "R" für besondere Anlässe
7. Rent
Es gibt manchmal besondere Anlässe im Leben, zu denen ein spezielles Outfit einfach dazu gehört. Das gilt für die eigene Hochzeit oder wenn Du als Gast auf einer Hochzeit eingeladen bist, das gilt für Deinen Abschlussball oder den Ball Deines Kindes, das gilt für manche Familienfeste oder auch Motto-Parties. Gerade, wenn das Outfit sehr teuer ist und dann nur einmal getragen wird, kann es alternativ zum Second Hand Kauf Sinn machen, das Ballkleid, Hochzeitskleid oder den festlichen Frack einfach zu leihen. Außerdem kannst Du, wenn Du Dir ein besonderes Outfit leihst, auf hochwertige Qualität und Markenkleidung zurückgreifen, die Du Dir sonst womöglich gar nicht leisten könntest. In den USA ist der Verleihservice gerade für Abendbekleidung und Wedding Guest Looks nicht unüblich, doch auch bei uns gibt es entsprechende Händler oder den Kostüm-Verleih. Aber auch Leihmöglichkeiten für reguläre Alltagskleidung tun sich hier und da auf, zum Beispiel für Babybekleidung. Diese wird ja oft nur wenige Wochen oder Monate getragen. Insbesondere, wenn man nur ein Kind möchte, Zwillinge oder sogar Drillinge bekommt, ist die Investition für die Erstanschaffung sehr hoch. Die Kleidung stattdessen zu leihen, kann daher eine gute Alternative sein. Allerdings fallen hier natürlich Verpackung, Reinigung und Versand an.
Fazit
Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Ressourcen unseres Planeten zu schonen und der Ausbeutung von Menschen entgegen zu treten. Ein bewusster Konsum und sorgsamer Umgang mit Deinen ausgewählten Kleidungsstücken ist nicht schwer und verspricht Dir, lange Freude mit Deiner Kleidung zu haben – ob in der ursprünglichen Form oder nach einer Upcycling-Session. Kaufst Du neu, dann achte auf gute Qualität und faire Produktionsbedingungen für Mensch & Umwelt. Kaufst Du Secondhand, tust Du der Umwelt was Gutes und sparst auch noch Geld dabei.
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Autorin: Patricia Suchan
Quellen:
https://bumoka.blog/2020/12/18/so-geht-fair-fashion/
https://fashiontakesaction.com/7rs/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-reduce/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-reuse/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-recycle/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-repurpose/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-repair/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-rent/
https://fashiontakesaction.com/7rs-of-fashion/7r-resale/
https://goodonyou.eco/5rs-of-fashion/
https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article1745265/Warum-das-Internet-ein-Klimakiller-ist.html
Bildquellen:
https://unsplash.com/de/fotos/_LcfwIdpwtY
https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-kleider-kleiderschrank-weiblich-8455167/
https://pixabay.com/photos/flea-market-children-s-flea-market-804760/